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Nur geringe Gefahr des Ausbruchs einer weltweiten Ebola-Epidemie

Nur geringe Gefahr des Ausbruchs einer weltweiten Ebola-Epidemie

Der erneute Ausbruch von Ebola in Guinea ruft viele Fragen über das tödliche  Virus auf. Inzwischen sind rund 100 Menschen den Folgen von Ebola erlegen und noch mehr haben sich neu infiziert. Gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich hier um einen der “bisher schwersten Ebola-Ausbrüche überhaupt“. Doch obwohl die Gefahr der Ansteckung und des Ausbruchs der Krankheit groß ist, wird es laut Dr. Byron Martina, Virologe am Erasmus Krankenhaus in Rotterdam, nicht zu einer weltweiten Ebola-Epidemie kommen. 

Inzwischen gibt es in Guinea mehr als 50 im Labor bestätigte Infektionen mit dem Ebola Virus. Nach Schätzungen sind mehr als 150 Menschen mit dem Virus infiziert; 95 von ihnen sind bereits gestorben. Daneben wurden auch vereinzelte Infektionen im Nachbarland Liberia registriert. Laut Dr. Martina kann man nun von einem echten Ausbruch des Virus sprechen. “Da das Ebola Virus normaler Weise nicht auf den Menschen übertragen wird, kann bei jeder Humaninfektion, so klein die Anzahl der Fälle auch sein mag, von einem Ausbruch des Virus gesprochen werden“. Der erste Ebola Ausbruch wurde 1976 registriert.  

Verbreitung

Besonders an dem Ebola-Ausbruch in Guinea ist die Verbreitung in andere Länder und Gebiete, während sich vorangehende Ausbrüche auf bestimmte Gebiete beschränkten. Laut Dr. Martina entscheiden die getroffenen Schutzmaßnahmen darüber, ob sich das Virus weiter ausbreitet. “Von früheren Ausbrüchen wissen wir, dass ein guter Schutz des Pflegepersonals und der Familie sowie eine intensive Überwachung aller Personen, die mit dem Patienten in Kontakt waren, eine Schlüssel-Rolle zukommt, um den Ausbruch von Ebola zu stoppen.“ 

Die Chance, dass sich eine weltweite Epidemie entwickelt, ist nach Ansicht des Virologen jedoch gering. “Soweit bisher bekannt, wird Ebola nicht, bzw. nicht effizient über die Luft übertragen. Darüber hinaus wird das Virus nur von Patienten weitergegeben, die bereits Symptome entwickelt haben. Das bedeutet, dass andere Menschen sich erst lange Zeit nach der Infektion mit dem Virus anstecken können.” Dennoch weist Martina darauf hin, dass noch zu wenig darüber bekannt ist, welcher Ebola Virus Stamm diesen Ausbruch verursacht hat. Erst wenn wir näheres hierüber wissen, kann das Ausbreitungsrisiko analysiert werden.“ Das für diesen Ausbruch verantwortliche Virus muss so schnell wie möglich untersucht werden, um eine mögliche Bedrohung besser einschätzen zu können.” Aufgrund der Mithilfe der internationalen Gemeinschaft und der WHO schätzt man, dass diese Ausbruchwelle nicht länger als 4 Monate anhalten wird. 

Fledermäuse 

Bei Ebola handelt es sich um eine Zoonose, was bedeutet, dass das Virus durch (wilde) Tiere auf den Menschen übertragen wird. Über Körperflüssigkeiten wird das Virus von Mensch zu Mensch weitergegeben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Fledermaus Reservoir-Wirt für das Virus. Über die genaue Quelle des Ausbruchs herrscht nach Auskunft des Virologen jedoch noch große Unsicherheit.  “Das Virus kommt vor allem in Zentral- und Westafrika vor. Wir wissen, dass bestimmte Fledermausarten wahrscheinlich als Reservoir-Wirt fungieren. Ob andere Tierarten als Zwischenwirt eine Rolle spielen, ist nicht deutlich. Wie das Virus nach Guinea gelangt ist, ist nicht bekannt. Wandernde Fledermäuse könnten eine Ursache sein, jedoch ist dies eher unwahrscheinlich. Eher wahrscheinlicher als Ursache ist der Kontakt mit oder Verzehr von infizierten Fledermäusen oder anderen wilden Tieren. In vielen Afrikanischen Ländern dienen Fledermäuse nämlich als Nahrung.” 

Eine Infektion mit dem  Ebola Virus verursacht zunächst grippeartige Symptome, wie Fieber, Erbrechen und Durchfall, starke Kopfschmerzen und stechende Schmerzen. Bei ungefähr der Hälfte der Patienten kommt es nach Auftreten dieser Symptome zu inneren Blutungen. Ungefähr 48 bis 72 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome führt die Erkrankung bei 25 bis 90 Prozent der Erkrankten zum Tod. 

Impfung

Weil nicht viel über die Entstehung des Virus bekannt ist, ist auch nicht deutlich, wie, wann und warum das Virus auf einmal ‘auftaucht‘. “Solange hierüber nicht mehr bekannt ist, bleibt es schwierig, Ausbrüche zu erklären und vorherzusagen. Wenn wir wissen, wo sich das Virus zwischen den Ausbrüchen versteckt hält, können wir diese besser antizipieren. Dies würde auch dabei helfen, die richtigen Maßnahmen zu treffen, um einen Ausbruch zu stoppen.“ 

Vorläufig gibt es noch keine Behandel-Möglichkeit oder Impfung gegen das Virus. Kanadische Wissenschaftler haben 2012 eine Studie publiziert, worin ein Antikörper-Cocktail an infizierten Affen getestet wurde. “Die Ergebnisse gaben Anlass zur Hoffnung. Doch bevor der Antikörper-Cocktail beim Menschen angewendet werden kann, muss bewiesen sein, dass dieser sicher genug ist. Nach meiner Schätzung wird es noch ein paar Jahre dauern, bis die Sicherheit und Wirksamkeit des Mittels bewiesen sind und dieses beim Menschen angewendet werden kann“, so Dr. Martina. Und dann bleibt ein neuer Ausbruch abzuwarten, bei dem das Mittel getestet werden kann. 


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